Seite 3 der Aufzeichnung durch Schwester Anna Sturm

Wir durften gleich von Anfang an viel Liebe und Anhänglichkeit der Kinder erfahren. Ach wie glänzten ihre Äuglein beim Erzählen der biblischen und anderer Geschichtlein, wie sangen sie aus voller Kehle wie die Vöglein, die ihnen so lieb gewordenen Lieder aus den Reichsliedern wie z.B. zum Frühling oder: Schönster Herr Jesu, auch den Zigeunerknab hörte man bald im Dorfe singen. Die Kleinsten marschierten schon mit dem Liedlein: „Wer will ein Streiter Jesu sein?“ und Denkt, ich weiß ein Schäfelein.“ So ging der Sommer dahin, es wurde Herbst und Winter, in der Kirche war es kalt, und so durften wir in die Schule übersiedeln. Weihnachten nahte , wir dachten an eine kleine Weihnachtsfreude für unsere Kinder. Aber der Pfennig war schon zur Milliarde gestiegen. Kein Gesangbüchlein für Kindrgottesdienst konnte man noch kaufen, und so schrieben wir 60 Büchlein (blaue Notizbüchle je 6 Pf.) Selbst mit je 10 unserer selbstgelernten Lieder, eine kleine Weihnachtsfeier durften wir halten. Päckchen mit Gutsle und Äpfeln und unsere geschriebenen Büchle machten den Kindern viel Freude. Weihnachten 1924-1925 war dann in der Kirche und war um und inhaltsreicher als das erste.

Auch unsere Kinderzahl war gewachsen. Wir schauten nach Hilfe aus. Der Herr hatte sie uns schon zugedacht in unserer lieben Anna Eschenbächer.

Als allmählich Frl. Hedwig und Frl. Gast aus Gesundheitsrücksichten sich zurückziehen mußten war sie es, die in stiller Treue durchgehalten hat.

Unsere Kinderlein hatten von Anfang an das Bedürfnis, ein Opfer zu bringen. Anfangs gaben wir es für die Mission. Als aber die ersten 7 Konfirmanden aus unserer Mitte schieden, schenkten wir ihnen eine Taschenbibel und bezahlten es aus unserer Kasse, ebenso die Kosten an Weihnachten.

Während des Sommers machten wir einigemale einen Spaziergang ins Freie. Mit Gesang zogen wir durch das Dorf. Auch Herrn Pfarrer durften wir manchmal ein Liedle singen. Mit unserer Kinderschar stellten wir uns vor dem Pfarrhaus auf. Am darauffolgen Sonntag stand dann jedesmal ein Korb mit Bretzeln in der Sakristei. Hatte ein Kind Geburtstag, so durfte es sich ein Liedle wählen und bekam ein Bildle. Unsere Kleinen besonders freuten sich riesig darauf. Immer sehe ich sie vor mir wie sie ihr Schnäblein aufmachten beim Singen. Unser lustigstes Singvögele war Ernstle Sixt. Als aufmerksamster Zuhörer galt Albertle Bauer der die biblischen und anderen Geschichten wortgetreu nacherzählte. Nun war Hochsommmerzeit geworden, in den Schulen begannen die Ferien. Unsere Kinder wollten keine Sonntagsschulferien, sie wünschten dringend ihre Sonntagsschule. Dies war zuviel für mich, gesundheitlich reichte meine Kraft nicht mehr aus, im Hause hier wurde die Arbeit immer mehr, ich sah mich genötigt, die mir so lieb gewordene Arbeit in andere Hände zu übergeben. Nun hatte sich in letzter Zeit hier ein Jugendbund gegründet unter Leitung von Herrn Lauer und wurdenn da durch Gottes Gnade schon in der Stille weitere Helfer und Helferinnen ausgebildet, die mit Freudigkeit die Arbeit aufnehmen und so der Herr Gnade gibt, im Segen wirken dürfen.    

Heiland, deine größten Dinge beginnst Du still und geringe; was sind wir Armen Herr vor dir. Aber du willst für uns streiten und uns mit Deinen Augen leiten; auf deine Kraft vertrauen wir, dein Senfkorn arm und klein wächst endlich ohne Schein doch zum Baum, weil du Herr Christ, ein Hüter bist, dem es von Gott vertrauet ist.

Meister, lass Dein Werk nicht liegen, hilf uns beten, kämpfen, siegen, bis wir stehn vor deinem Thron  (Offenb. 3,12)

                                         Schwester Anna Sturm


Letzte Seite
Zurück
Nächste Seite